Dumme haben es gut!
oder
Warum es Kluge schwer haben

"Menschen neigen dazu, ihre eugenen zwischenmenschlichen und geistigen Fähigkeiten zu überschätzen. Wenig begabte Menschen sind dabei doppelt benachteiligt. Sie treffen nicht nur unglückliche Entscheidungen und ziehen falsche Schlüsse, sondern erkennen diese Fehler hinterher auch nicht." So zwei Psychologen der Cornell-Universität, Justin Kruger und David Dunning.


Sie verdeutlichen ihre wissenschaftlich gewonnene Erkenntnis an einem besonders anschaulichem Fallbeispiel. Ein gewisser McArthur Wheeler überfiel 1995 am hellen Tage und unmaskiert zwei Banken in Pittsburgh. Um 11 Uhr wurde sein von den Überwachungskameras aufgenommenes Porrät in den Nachrichten gebracht, und eine knappe Stunde später wurde er verhaftet. Die Polizei war fassungslos ob des Erstaunens des Täters: Er war unbeirrt davon überzeugt, dass Zitronensaft, den er sich ins Gesicht gerieben hatte, das Fotografieren verunmöglichen würde. Diese Überzeugung brachte ihm eine 24-jährige Haftstrafe ein.

"Um festzustellen, ob man ein Ziel erreicht hat muss man verstehen, welche Regeln und Entscheidungswege die richtigen sind. Dies gilt nicht nur für Banküberfälle, sondern auch für Kindererziehung, vernünftiges Reden oder dafür, eine ordentliche psychologische Untersuchung durchzuführen."

Die beiden Psychologen untersuchten den Humor, das Englisch und das logische Denken von 140 Probanden, die zudem ihre eigene Leistung und die ihrer Mitstreiter einschätzen mussten.

Ergebnisse:

Je humorloser die Probanden waren, desto mehr überschätzten sie ihre eigene Witzigkeit.

Die Humorlesen schnitten auch beim Denktest am schlechtesten ab, überschätzten ihre eigene Leistung dabei aber wiederum ganz maßlos.

Auch der Sprachtest brachte das gleiche Ergebnis. Wiederum überschätzten sich diejenigen Probanden am deutlichsten, die am schlechtesten abgeschnitten hatten.

"Nun ist es ja erträglich, dass manche Menschen weniger können als andere und sich trotzdem für klüger halten, als sie sind. Wie denken die weniger begabten Menschen aber über ihre klügere Umgebung? (...) Das Ergebnis war erschütternd. Den schlechten Probanden gelang es kaum die Leistung der anderen Versuchspersonen richtig einzuschätzen. (...) Umgekehrt verhielten sich die besten Probanden." Sie konnten sowohl sich als auch die anderen deutlich zutreffender einschätzen.

"Warum die weniger begabten Menschen nicht irgendwann merken, dass sie weniger können, ist uns ein Rätsel. Eigentlich müssten sie ihr Unvermögen anhand der Reaktionen ihrer Umwelt begreifen. Aber genau das können sie nicht: ihre Umwelt verstehen."

Nun stellen sie sich vor sie seien Lehrer und müssten einem Schüler auf Grund schlechter Leistungen eine "5" geben. Das Geheis von oben verlangt, dem Schüler und seinen Eltern die Benotung transparent zu machen. Und nun nehmen wir an, dass der Schüler wirklich ein Kind seiner Eltern ist, und diese wild entschlossen zum Elternsprechtag kommen...

Ahnen Sie ein wenig, was den Job des Lehrers so einzigartig, so erfüllend macht?

Quelle: Mark Benecke: Lachende Wissenschaft. Bastei Lübbe, 2005 (s.a. Homepage von Mark Benecke)