New Commerce
oder
Nieten in Nadelstreifen ...

Besonders die sich mehr und mehr als Flop erweisende IT-Branche gefällt sich noch immer in wichtigtuerischer Wortgewalt. Die ahnungslosen und meist recht dilettantischen Pirouetten in betriebswirtschaftlichem Vokabular werden geschickt mit Anglizismen überzuckert, die - ähnlich wie die pseudowissenschaftliche Begriffsverwirrung der Jungkommunisten früherer Jahre - mangelnde Kompetenz kaschieren soll und allerhöchstens noch stellvertretende Filialleiter einer kleinen ländlichen Kreditanstalt beeindrucken.

 


Phrasendreschmaschine

Einführung in die Sprache der Sieger

Kennen Sie das? Sie sitzen in einem Meeting, die Marketingabteilung und die Chefetage sind überproportional vertreten, und Sie fragen sich, wovon reden die da eigentlich?

Man spricht „Denglisch“, eine Mischung aus Deutsch und Englisch: „Outsourcing, Outlet Stores oder doch besser relocaten, redesignen, relaunchen?“

Die Redner verwenden Fachsprache: „Unternehmen investieren zunehmend in datenintensive IT-Applikationen wie E-Commerce, Costumer-Relationship-Management oder Data Warehousing.“

Oder sie verwenden Worthülsen, die gut klingen, aber erstaunlich wenig meinen: „Wir müssen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren. Neben der Erfüllung der Servicelevels müssen zeitgemäße Managementlösungen und geeignete Prozessmethoden die komplexen Beziehungen zwischen den Echtzeit-Ereignissen kontrollieren.“

Sprache lebt – das gilt auch für die Arbeitswelt, ständig kommen neue Begriffe, Schlagworte und Abkürzungen hinzu. Dampfplauderer oder ernst zu nehmender Gesprächspartner, Fachchinesisch oder neuester Marketingtrend? Einige Vokabeln können Sie in unserem vierteiligen Lexikon, überprüfen. Alle, die ihren Vortrag endlich auch einmal mit der einen oder anderen schillernden Formulierung würzen möchten, können sich von unserer Phrasendreschmaschine inspirieren lassen ...

Lexikon:

Access: Zugangsberechtigung

Account: Benutzungsberechtigung, Konto

Ad: Abkürzung für „Advertising“ (engl. für "Werbung"). Daraus werden zahlreiche Kunstbegriffe abgeleitet, z.B. AdImpressions - die Anzahl der beim Betrachten von Internet-Seiten wahrgenommenen Werbeeinblendungen.

AddOn: "Erweiterung" (engl.); zusätzliche Hard- oder Software

Below the line: Kommunikationsmaßnahmen, die nicht zur klassischen Werbung gehören, etwa das Sponsern von Veranstaltungen.

Benchmarking: Vergleich mit denen der Branchenbesten

Benefit: Nutzen eines Produkts oder Projekts

Best Practice: nachahmenswerte, erfolgreiche Lösungen

Bottleneck: Kritische Phase eines Projekts, Stau im Arbeitsablauf

Bottom up: Vorgehensweise von unten nach oben. Vorschläge werden an der Basis entwickelt und dann nach oben weitergegeben. Gegensatz: top down.

Branding: professionelles Entwickeln einer Marke (engl.: brand)

Brick and mortar: “Mauersteine und Mörtel” (engl.); Synonym für ein konventionelles Unternehmen der Old Economy

Briefing: „Zusammenfassung“ (engl.) der Anforderungen einer geplante Aktion

B2B oder B-to-B: “Business-to(2)-Business”: Begriff für die Geschäftsbeziehungen von Unternehmen untereinander

Bug: Computer- oder Softwarefehler

Business Angel: Privater Investor, der einem Jung-Unternehmen mit Geld und Rat zur Seite steht.

Cash Cow: Produkt mit hoher Gewinnspanne

CBT: „Computer Based Training“ (engl.); Lernen per Computer-Lernprogramm

Challenge: Herausforderung des Marktes

CEO: „Chief Executive Officer“ (engl.); Vorstandsvorsitzender

Come-together Treffen, Veranstaltung

Commitment: „Verpflichtung“, „Selbstbindung“ (engl.): besonderes Engagement für ein Projekt

Consultant: Gutachter, Berater

Content Management: Beschaffung, Verwaltung der Inhalte von Websites und Informationssystemen

Corporate Design: einheitliches Erscheinungsbild eines Unternehmens

Customer Care: Kundenbetreuung

Cutting Edge: technologisch und gestalterisch führend in der digitalen Welt

Datamining: „Datenbergbau“ (engl.); Entwicklung und Anwendung von Techniken zum schnellen Auffinden relevanter Informationen in großen Datenbanken.

Defaultmäßig: standardmäßig, per Voreinstellung

Dotcom: „dot“ (engl.) = Punkt; „com“ (engl.): Abkürzung in Internetadressen für „commercial“ = geschäftlich. Ausdruck für ein Jungunternehmen aus der Internetbranche

Downsizen: abbauen, einsparen

EBIT: „Earnings before interest and taxes“ (engl.); Ergebnis vor Zinsen und Steuern

E-Business: Abkürzung für “electronic business” (engl.); Oberbegriff für Geschäfte, die über elektronische Medien abgewickelt werden.

Edutainment: Mischung aus „education“ (engl.) = Erziehung, Bildung und „entertainment“ = Unterhaltung; bezeichnet die unterhaltsame Vermittlung von Wissen

Emerging Markets: Wirtschaftsmarkt in Schwellenländern, z.B. Lateinamerika, Osteuropa

Factory-outlet: Fabrikverkauf

Feature: Kennzeichen, Merkmal

Feedback: Rückmeldung

Fence the bench: „Den Branchenbesten überrunden“ (engl.)

Flagship-Store: repräsentatives Hauptgeschäft einer Marke

Flyer: Klappbroschüre, Flugblatt

Freelancer: Freier Mitarbeiter

Fundraising: Dinner Abendessen zu wohltätigen Zwecken

Geschäftsportfolio: Gesamtheit aller Geschäftsfelder, auf denen ein Unternehmen tätig ist.

Giveaways: (Werbe-)Geschenke, die die Gäste bei einer Firmenveranstaltung erhalten.

Global Player: weltweit operierendes Unternehmen

Handout: Tischvorlage

High Potentials: „Überflieger“; begehrte Fach- und Führungsnachwuchskräfte

Hire and fire: Einstellen und Entlassen von Mitarbeitern von heute auf morgen

Human Resources: Mitarbeiter (Humankapital)

Hype: Überbordende Begeisterung, die an der Börse das Kursniveau nach oben treibt – der Ausdruck wird aber auch für andere Bereiche verwendet.

In der Pipeline haben: Geplante Projekte bzw. Projekte, die man in der Hinterhand hat, um im richtigen Augenblick damit zu glänzen.

Incentives: Gratifikationen, die Mitarbeiter zusätzlich zu ihrem Gehalt bekommen – etwa Mitgliedschaft im Fitnessclub, Kurzurlaub usw.

Insourcing: eigene Herstellung von Gütern oder Dienstleistungen anstatt Einkauf entsprechender Fremdleistungen. Gegenteil: Outsourcing.

Joint Vent: Vereinbarung über die Zusammenarbeit verschiedener Firmen zum Betrieb eines gemeinsamen Unternehmens

Junkmail: „Abfallpost“ (engl.); unaufgefordert zugesandte E-Mails mit fragwürdigem Inhalt

Kaizen: Japanische Managementkonzept, das das ständige Streben nach Qualitätssicherung und -verbesserung beinhaltet.

Key Account: Manager Kümmert sich um Verbesserung und Professionalisierung der Kundenbeziehungen.

Kick-off-meeting: Auftaktveranstaltung

Killerapplication: Ein Produkt oder ein Ereignis, das einer neuen Technologie zum Durchbruch verhilft, z.B. Textverarbeitungsprogramme für den PC

Label: Marke, Vertriebsfirma

Launch: “Einführung” (engl.); Markteinführung eines Produkts, z.B. bei einer Website – der Moment, ab dem der Inhalt den Usern zugänglich ist.

Lean Management: schlanke Unternehmensorganisation. Vermeidung von Verschwendung an Materialien, Maschinen und Personaleinsatz.

Leaflet: Klappbroschüre

Look and Feel: grafisches Erscheinungsbild einer Internetseite

Naming: Erfinden von neuen Namen für Produkte und Dienstleistungen

New Economy: Jungfirmen im und rund um das Internet: Unternehmen aus den Bereichen Informatik, Telekommunikation, Medien, Biotechnologie

Manual: Handbuch, Bedienungsanleitung

MBA: Master of Business Administration; wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium

M-Business: “mobile business” (engl.): Geschäftsabwicklung auf Basis mobiler elektronischer Medien und drahtloser Netze.

Mediation: Beilegen eines Streits unter Mithilfe einer neutralen, sachkundigen Person (Mediator)

Merchandising: Vermarktung eines Produktes oder Imageträgers durch den Verkauf von Werbeartikeln - etwa Fanartikel von Fußballvereinen

Old Economy: etablierte, traditionelle Wirtschaftsunternehmen. Gegensatz: "New Economy“

Operatives Geschäft: wichtigster Bestandteil der Aktivitäten eines Unternehmens

Outlet Store: Verkauf von Restposten zu günstigen Preisen. Diese Läden werden direkt vom Hersteller betrieben, der Umsatzanteil des Einzelhandels entfällt.

Outsourcing: Ausgliederung von betrieblichen Teilbereichen an externe Firmen

Portal: Internetangebot; Einstiegsseite, über die der Zugang zu weiteren Websites, Informationen oder Dienstleistungen erfolgt

Relaunch: Neubeginn, Umgestaltung

Relocator: Bei Versetzung ins Ausland oder in eine andere Stadt schürt dieser Dienstleister dem Mitarbeiter ein

Rundum-sorglos-Paket: Er sucht eine Wohnung, übernimmt Behördengänge usw.

Roadshow: Präsentation einer Firma bei wichtigen institutionellen Kunden, zum Beispiel Investmentbanken, anlässlich von Kapitalmaßnahmen

Sabbatical: Langzeiturlaub, in der Regel zwischen drei Monaten und einem Jahr – mit Weiterbeschäftigungsgarantie

Shareware: Programm zum Testen

Silvermarket: Produkte, die auf die Zielgruppe der Senioren abzielen

Staff: Personal, Mitarbeiter

State of the Art: auf dem neuesten Stand der Entwicklung

Start-up: Jungunternehmen, Unternehmen in der Gründungsphase

Steering Committee: „Steuerungskomitee“; garantiert die generelle Zielrichtung eines Projekts

Stock Options: Aktienoptionen: Entlohnungsform, bei der Bezugsrechte an Mitarbeiter ausgegeben werden. Die Begünstigten können innerhalb einer bestimmten Frist Aktien zu einem festgelegten Preis erwerben.

Skills: Qualifikation, Fertigkeit

Synergie: Optimale Kombination von Einzelelementen, wodurch die Gesamtheit mehr ist als die Summe der Einzelteile, z.B. Gewinn durch gemeinsame Nutzung von Vertriebswegen durch verschiedene Teams.

Task Force: Spezialeinheit

Think Tank: Denkschmiede

Troubleshooter: Problemlöser

Turnkey-Projekt: schlüsselfertiges Projekt

TQM: Total Quality Management (engl.); Qualitätskontrolle

Update: Aktualisierung, Neuauflage

Upgrade: verbesserte Ausgabe, Aufwertung

Usability: Brauchbarkeit, Gebrauchstauglichkeit

Venture Capital: „Risikokapital“; Beteiligungsfinanzierung an Wachstumsunternehmen, die nicht über genügend Eigenkapital verfügen.

Win-win-Situation: ein für beide Parteien zufrieden stellendes Ergebnis

Wording: Formulierung, Wortwahl

Workflow: „Geschäftsprozess“; Abfolge von Tätigkeiten, die zur Schaffung eines Produkts dienen und in einem direkten Zusammenhang stehen


Quelle: http://focus.msn.de (13.10.2004)


Linktipp: http://www.www-kurs.de/wording.htm "Eben bekomme ich von Customer Care der Deutschen Telekom AG die Message, daß ich jetzt meine Rechnung Online bekomme. Ich kann sie dann downloaden und auf meine Hard Disc storen. Nachdem ich sie auf meinem Laser-Jet geprintet habe, kann ich sie dann dort wieder deleten, damit sie mir nicht zuviel Space wegnimmt. Für künftigen Access habe ich mir sicherheitshalber die URL der Web Site gebookmarkt. Bei Unklarheiten darf ich die Hotline contacten."
Linktipp: http://www.wording.de "Als Corporate Identity und Corporate Design erfunden wurden, 
ist die Sprache vorerst links liegen gelassen worden. 
Hans-Peter Förster, Autor zahlreicher Bücher und Experte 
für Unternehmenssprache, entwickelte das Konzept und 
die Marke "Corporate Wording"."
Linktipp: http://www.corporate-story.ch/corporatestory.html "Seit dem Start im März 1992 verfolgt die Werbeagentur FishWishion nicht nur den Full-Service im Bereich klassische Werbung, sondern auch die Entwicklung von neuen Kommunikationsmitteln.
Mit den von FishWishion eingetragenen Markenzeichen Corporate Story™ und Corporate Wording™ markieren die Contentspezialisten einen eigenen Claim punkto Innovation ab"
Linktipp: http://www.diversityworks.at/tools/wording.asp "Im Leitfaden zur geschlechtergerechten Sprache, erstellt von der Frauenbeauftragten Mag. Gudrun Salmhofer der Johannes Kepler Universität Linz, finden Sie Unterstützung beim „Sichtbarmachen“ und „Neutralisieren“ der Geschlechter – Unterschiede. 

oder aber:

Leitfaden zum Thema "Geschlechtergerechtes Formulieren" mit den Grundprinzipien sprachlicher Gleichbehandlung vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur"